Grafikdesign und Fotografien
Magazin
LUV UND LEE ISSUE #18 – RAU
Hochschulmagazin Fakultät Gestaltung Würzburg
Ausgabe Sommersemester 2023
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Beitrag: RAUREIF
Fotografie, Layout und Text: Katja Lotter
Model: Marco Riedel
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Raureif ist ein seltenes und kurzweiliges Naturphänomen, das nur bei ganz bestimmten Wetterbedingungen zustande kommt. Die Transformation von Wasserdampf zu dem Eis, das alles ringsum einschließt, ereignet sich nur bei hoher Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig sehr niedrigen Temperaturen.
Wenn die Bedingungen für die Entstehung von Raureif erfüllt sind, hat er eine ungeheure Kraft und Erbarmungslosigkeit. Die spitzen Eiskristalle nehmen die gesamte Umgebung ein. Mit etwas Abstand betrachtet werden diese frostigen Oberflächen aber zu einem Gesamtkunstwerk, das ganze Landschaften verschwinden lässt und in einen Ort der Stille und Ruhe verwandelt. Und nur wenige Sonnenstrahlen genügen, um dieses einmalige Bild verschwinden zu lassen. Durch diesen neuen Blickwinkel wirkt die Transformation weniger roh und grob, sondern zart und fragil.
Und vielleicht ist genau das der Zauber, der dieses Phänomen ausmacht: Die Ambivalenz zwischen Bedrohlichkeit und Schönheit, zwischen Kraft und Verletzlichkeit. Raureif ist also weit mehr als nur ein physikalisches Naturphänomen. Er erinnert uns daran in unserer Stärke Zerbrechlichkeit zuzulassen.
Magazin
LUV UND LEE ISSUE #19 – DAZWISCHEN
Hochschulmagazin Fakultät Gestaltung Würzburg
Ausgabe Wintersemester 2023/24
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Beitrag: „Kannst du mich (bitte) sehen?“ zur Ausstellung THE INVISIBLE
Fotografie, Layout und Text: Katja Lotter
Models: Dominik Blenk und Markus Heldt
Details
Ein fester Bestandteil unseres sozialen Lebens sind Machtstrukturen. Macht ist ein allgegenwärtiges Phänomen, das sich zwar umverteilen, aber nicht beseitigen lässt. Alle Strukturen, die unser Leben bestimmen und in die Macht eingebettet ist, sind hingegen menschengemacht. Anders ausgedrückt: Machtstrukturen sind ausgedachte Konzepte und theoretisch von Grund auf veränderbar.
Mit dem Gebrauch von Macht geht oft ihr Missbrauch einher. Täter:innen nutzen ihre Macht außerhalb eines legitimen Rahmens aus, um eigene Ziele zu verfolgen und nehmen dabei die Schädigung Betroffener in Kauf. Solche Machtmissbrauchsfälle können nie isoliert betrachtet werden, sondern sind wie Macht selbst verwoben in gesellschaftliche Strukturen. Neben den Täter:innen und Opfern haben u.a. das gesellschaftliche Umfeld, die Sozialisierung mit Normen und Werten sowie die Materialisierung der Machtstrukturen in Form von Institutionen, Infrastruktur, Architektur und Statussymbolen Einfluss auf die Taten und erschweren es, sie zu erfassen. Neben diesen Faktoren führen dann noch verschiedenste Automatismen dazu, dass die Taten und Opfer im Grunde unsichtbar werden. Wird ein Fall doch sichtbar, setzt häufig ein effektiver Mechanismus ein: das Narrativ der Grauzone. Durch diese Perspektive auf das Geschehen werden die Täter:innen geschützt. Sieht man sich die Fälle dagegen im Detail an und hört den Opfern zu statt sie zu Schuldigen zu machen, kristallisieren sich daraus klare Grenzüberschreitungen, mit denen die Taten eindeutig identifizierbar sind.
Solche Hintergründe und Dynamiken zu verstehen ist ein erster Schritt gegen Machtmissbrauch. Zwar ist es in der Theorie möglich – Strukturen und Mechanismen, die über Jahrhunderte gefestigt wurden, lassen sich aber nicht einfach und schon gar nicht schnell verändern. Aber jede:r kann im persönlichen Umfeld präventiv etwas tun, was dort ohnehin selbstverständlich sein sollte: miteinander sprechen.
Fühlst du dich im Umfeld einer vorgesetzten Person unwohl, obwohl ihr eigentlich eine gute Beziehung pflegt? Auch die kleinsten unangenehmen Mo-mente sind es wert, angesprochen zu werden. Vertraue dich einem nahestehenden Menschen an und beobachtet gemeinsam, wie sich die Situation entwickelt. Und wenn du auf der anderen Seite stehst und jemand aus deinem Umfeld mit scheinbar noch so kleinen Sorgen auf dich zu kommt, hör der Person zu, nimm sie ernst und vermeide Phrasen wie „Das war bestimmt nicht so gemeint“.
Machtmissbrauch muss nicht lautstark ausgefochten werden, nachdem die Situation längst eskaliert ist. Viel mächtiger ist ein Kampf, der frühzeitig in einem geschützten Umfeld mit kleinen Worten und einem offenen Ohr geführt wird.
Die Ausstellung THE INVISIBLE setzt sich in Form von Fotografien sowie Designobjekten, Installationen und Videos mit gestalterischen Ansätzen zur Offenlegung von Machtstrukturen und Machtmissbrauch auseinander.
Zine
BODIES THAT MATTER
Queer-feministisches Zine
Herausgeberinnen: Lian Heüveldop, Feyza Oktay und Julia Tirol de Sousa
Cover und Illustration: Clara Ding
März 2023
Beitrag: THE INVISIBLE
Der mehrseitige Zine-Beitrag zeigt Fotos der Master-Abschlussausstellung THE INVISIBLE – über die Offenlegung von Machtstrukturen und Machtmissbrauch. Die Bilder sind durch fotografische Experimente bei der gestalterischen Erforschung des Themas entstanden und zeigen einen Zwischenstand bei der Erarbeitung des Masterprojekts.
Fotografie und Layout: Katja Lotter
Models: Rebecca Burk und Anna Von Stein
Details
Katja Lotter studiert Informationsdesign an der Fakultät Gestaltung in Würzburg. Im Rahmen dieses Masterprogramms beschäftigt sie sich mit Machtstrukturen und Machtmissbrauch. Durch gestalterische Experimente erforscht sie unterschiedliche Perspektiven und wie Unsichtbares sichtbar gemacht werden kann. THE INVISIBLE zeigt einen Auszug aus den dabei entstehenden Arbeiten.